Bildungschance statt Elektroschrott: Ein Bergen-Enkheimer Projekt schenkt Zukunft und schützt die Umwelt
- hemke-von-jemke
- 22. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
In Deutschland verstauben sie in Kellern oder landen achtlos auf dem Wertstoffhof: alte Laptops, PCs oder Bildschirme. In Ländern wie Gambia oder Indien können genau diese Geräte den entscheidenden Unterschied machen – sie eröffnen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung, Wissen und neuen Perspektiven.

Jennifer Bristow, Filialleiterin bei Jemke Solutions in Bergen-Enkheim, engagiert sich seit Jahren für Spendenprojekte. Ihr Ziel ist es, gebrauchte Technik aufzubereiten und an Organisationen weiterzugeben, die in Ländern mit schlechter Infrastruktur dringend auf funktionierende Computer angewiesen sind. „Auch Menschen, die keinen Zugang zu modernen Mitteln haben, verdienen eine echte Chance. Bildung ist der Schlüssel für ein besseres Leben. Heute braucht es dazu PC- und Technikkenntnisse – sonst bleiben viele außen vor“, sagt Bristow.

Im Sommer 2025 konnte sie gemeinsam mit dem Verein Give Life a Hope e. V. ihre bisher größte Spendenaktion umsetzen. Zwischen Mai und September kamen 68 Kilogramm Elektronikgeräte zusammen – darunter Laptops, PCs und Zubehör – sowie 31 Kilogramm Kleidung und Haushaltsartikel. Am 19. September 2025 holte Gesine Bratengeier die Spenden direkt in Bergen-Enkheim ab, um sie auf die Reise nach Gambia zu bringen. Für Bristow ist es ein besonderer Moment, wenn Bilder aus dem Zielort eintreffen: „Es macht mich glücklich, die leuchtenden Augen der Kinder zu sehen, die neugierig auf dem Touchpad herumdrücken. Sie strahlen, wenn sie zum ersten Mal einen Computer bedienen dürfen. Solche Bilder sind die schönste Belohnung.“ Doch das Projekt verfolgt nicht nur einen sozialen, sondern auch einen ökologischen Ansatz. Elektroschrott gehört weltweit zu den am schnellsten wachsenden Abfallarten. Viele Geräte enthalten seltene Erden, die unter schwierigen Bedingungen gewonnen werden.

„Mir blutet das Herz, funktionierende Geräte einfach wegzuwerfen“, sagt Bristow. „In jedem Gerät stecken wertvolle Rohstoffe, die mit großem Aufwand gefördert wurden. Wenn ich diese Geräte weitergeben kann, schenke ich ihnen ein zweites Leben – und gleichzeitig einem Kind eine Chance.“ Allein die Spendenaktion mit Give Life a Hope e. V. führte zu messbaren Ergebnissen: 68 Kilogramm Elektroschrott wurden vermieden, rund 5,11 Millionen Liter Wasser eingespart und 31 Kilogramm Textilmüll verhindert. „Natürlich hat der Transportweg nach Gambia einen ökologischen Fußabdruck. Aber der Nutzen überwiegt bei weitem“, betont Bristow.
Erfolgreiches Spenden Projekt auch in Indien:
Ein zweites, jährlich wiederkehrendes Standbein ihres Engagements ist die Zusammenarbeit mit dem Verein Dorfentwicklung Indien e. V.. Diese Spenden erreichen ihr Ziel auf ganz besondere Weise: Sie werden vom Vorstand persönlich im Handgepäck nach Indien gebracht. Die Wirkung ist dort schon heute sichtbar. Dank der gespendeten Geräte konnten zwei komplette PC-Schulklassen eingerichtet werden. Zudem wurde ein Lehrer eingestellt, der den Kindern nun regelmäßig Computerunterricht erteilt. „Es macht mich stolz, dass Kinder in Indien heute mit Geräten lernen, die noch vor kurzem hier in Bergen-Enkheim ungenutzt herumlagen. So wird aus Technik, die wir oft schon abgeschrieben haben, ein echtes Zukunftswerkzeug“, erklärt Bristow.

Der Weg von einem alten Laptop zu einem einsatzbereiten Schulcomputer ist dabei aufwendig – und wird von Bristow persönlich begleitet. Jeden Freitag reserviert sie ihre Arbeitszeit ausschließlich für Spenden. An diesem Tag nimmt sie keine Kundenaufträge an, sondern konzentriert sich ganz auf die Aufbereitung der Geräte. Zunächst wird jedes Gerät getestet: Geht es noch an, funktioniert die Hardware? Wo möglich, rüstet Bristow Arbeitsspeicher nach – aus eigener Tasche. Alte Festplatten werden durch moderne SSDs ersetzt, um Datensicherheit zu gewährleisten. Wärmeleitpaste wird erneuert, Windows in englischer Sprache installiert, dazu Basisprogramme wie Brave Browser, Thunderbird oder PDF24. Alle Treiber werden geladen, das Design vereinheitlicht. Zum Schluss werden Display und Tastatur gründlich gereinigt, und sowohl Gerät als auch Netzteil erhalten identische Nummernaufkleber, damit später alles korrekt zugeordnet werden kann. „Ganz ehrlich – eine alte, langsame Gurke will niemand. Darum investiere ich zusätzlich in die Geräte. So ist sichergestellt, dass die Kinder Freude daran haben und auch wirklich damit arbeiten können.“

Was Bristow antreibt, ist nicht nur ihre technische Kompetenz, sondern auch ein tiefes Verantwortungsgefühl – sowohl für Menschen als auch für die Umwelt. „Ich sehe in jedem funktionierenden Gerät eine Chance. Eine Chance für Kinder, die sonst keinen Zugang zu Bildung haben. Eine Chance für Familien, ihren Lebensstandard zu verbessern. Und eine Chance, unsere Ressourcen verantwortungsvoller zu nutzen.“
Dieses Engagement wäre ohne die Unterstützung von außen nicht möglich. „Ohne unsere Community hier vor Ort wäre das alles gar nicht machbar. Viele Menschen bringen ihre alten Geräte vorbei und vertrauen darauf, dass wir sie sinnvoll weiterverwenden. Dafür bin ich unglaublich dankbar“, betont Bristow.
Langfristig denkt sie noch größer: „Ich träume davon, eines Tages einen eigenen gemeinnützigen Verein zu gründen. Damit könnten wir die Arbeit verstetigen, noch mehr Partner erreichen und noch mehr Kindern Chancen eröffnen.“ Bis dahin bleibt sie ihrer Linie treu – jede Woche, Gerät für Gerät, Schritt für Schritt. „Für mich ist jeder Freitag ein kleiner Baustein, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Und wenn ich dabei Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, dann weiß ich: Es lohnt sich.“
Wer sich für das Projekt interessiert oder ebenfalls spenden möchte, findet weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten auf der Projektseite:👉 www.jemke.de/weitergeben
Fazit
Ein kleines IT-Fachgeschäft in Bergen-Enkheim zeigt, dass auch aus bescheidenen Anfängen große Wirkung entstehen kann. Mit Engagement für Bildungsgleichheit, Umweltschutz und den schonenden Umgang mit Ressourcen setzt Jennifer Bristow Woche für Woche kleine, aber bedeutende Schritte. Die Fußabdrücke für ein besseres Morgen mögen heute noch klein erscheinen – doch sie tragen das Potenzial, schon bald Großes zu bewirken.
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